PROFILBLATT

Regionalmanager*innen Kultur in Baden-Wüttemberg

 

Ende 2019 wurden erstmals acht »Regionalmanager*innen Kultur« in sechs Regionen eingestellt.

 

1. Geschichte und Kontext

Im Rahmen des Pilotprojekts »Regionalmanager*in Kultur« (2019–2023) wurden in sechs Regionen Baden-Württembergs in gemeinsamer Finanzierung durch das Land Baden-Württemberg und die betreffenden Landkreise und Kommunen Stellen für Kulturmanager*innen geschaffen. Diese Initiative wurde 2019/20 durch das Programm »TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel« der Kulturstiftung des Bundes unterstützt und knüpfte an das TRAFO-Projekt »Lernende Kulturregion Schwäbische Alb« (2016–2020) an.

Ausgangspunkt dieser Initiative war die Beobachtung, dass in ländlichen Räumen – insbesondere für ehrenamtlich tätige Kulturschaffende – zentrale Ansprechpersonen fehlen. Dies ergab auch der landesweite Kulturdialog 2018–2020, bei dem »Kultur in ländlichen Räumen« ein Schwerpunktthema war.

 

2. Die Wirkungsgebiete und Grad ihrer Ländlichkeit

Die Wirkungsgebiete der aktuell sechs »Regionalmanager*innen Kultur« umfassen in der Regel jeweils einen Landkreis: der Hohenlohekreis, der Rems-Murr Kreis, der Landkreis Reutlingen, der Ostalbkreis und der Landkreis Waldshut. In der KulturRegion Karlsruhe agieren zwei Regionalmanager*innen interkommunal und kreisübergreifend, das Wirkungsgebiet umfasst die Landkreise Karlsruhe, Rastatt und Germersheim sowie die kreisfreien Städte Karlsruhe und Baden-Baden. Baden-Württembergs ländliche Räume sind somit nicht vollständig abgedeckt.

Die Büros der »Regionalmanager*innen« befinden sich nach BBSR Stadt- und Gemeindetypologie in einem Fall in einer Kleinstadt, drei der Büros sind in Mittelstädten und zwei in Großstädten. Der Hohenlohekreis ist laut Typisierung des Thünen-Instituts die ländlichste der beteiligten Regionen, am wenigsten ländlich ist der Rems-Murr-Kreis, der zur Metropolregion Stuttgart gezählt wird.

 

3. Durchführende Träger / Rechtsform

Die Regionalmanager*innen sind bei den Landkreisen angesiedelt, großenteils innerhalb der Verwaltung: als Stabsstelle im Landratsamt, als Mitarbeiter*in bzw. Leiter*in des Kulturamts, -referats bzw. Sachgebiets Kultur, bei einer kreiseigenen Einrichtung (z.B. Kreisarchiv Reutlingen) oder einer Stiftung wie Kulturstiftung Hohenlohe, die wiederum dem Landratsamt unterstellt ist. Auch die zwei Regionalmanager*innen der KulturRegion Karlsruhe sind über den Träger Regionalverband Mittlerer Oberrhein im Auftrag der betreffenden Kreise und Städte tätig.

 

4. Administratives Verhältnis zu Kreisverwaltungen

Siehe Punkt 4

 

5. Aufgaben der »Regionalmanager*innen Kultur«

Zentrale Aufgaben der »Regionalmanager*innen Kultur« sind:

  • Ansprechpartner*innen für Kulturakteur*innen im ländlichen Raum
  • Beratung von Vereinen und Initiativen, Ehrenamtsmanagement
  • Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln
  • Austausch der Kulturakteur*innen im ländlichen Raum untereinander fördern
  • Vernetzung und Koordination von Kulturarbeit
  • Sichtbarkeit der Kulturarbeit im ländlichen Raum erhöhen, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing
  • Austausch zwischen Kulturakteur*innen, Politik und Verwaltung stärken
  • Verbindungen zu anderen Gesellschaftsbereichen, wie z.B. Bildung, Soziales, Wirtschaft und Tourismus herstellen und Kultur in diesen verankern
  • vereinzelt: Fördermittelvergabe

 

6. Instrumente, Formate und Arbeitsweise

Die Regionalmanager*innen gestalten ihre Arbeitsweise je nach Bedarf der regionalen Akteure und der Träger unterschiedlich aus:

  • Workshops und Weiterbildungsangebote zu Themen wie Projektmanagement, Vermarktung oder Fördermittelakquise
  • Information über Kulturförderprogramme
  • Online-Plattformen / Websites, Social-Media-Auftritte und weitere Kommunikationsformate wie Imagefilm, Künstler*innen-Profile, digitaler Adventkalender, mit denen Kulturschaffende, Vereine und Kulturorte vorgestellt werden
  • regionale Kulturkonferenzen zur Vernetzung regionaler Kulturschaffender mit Politik und Verwaltung
  • weitere Veranstaltungsformate, wie Arbeitsgruppen, für regelmäßigen regionalen Austausch zwischen den Kulturschaffenden, auch digital
  • Projektentwicklung, Initiierung von regionalen Kooperationsprojekten
  • Initiierung und Moderation regionaler Kulturentwicklungsprozesse (z.B. KulturRegion Karlsruhe)
  • Bestandserhebungen und Bedarfsanalysen von Kulturschaffenden in der Region (über die Kommunen / Bürgermeister*innen), (z.B. Ostalbkreis), mit wissenschaftlicher Begleitung (z.B. Rems-Murr-Kreis)
  • bilaterale Gespräche, aufsuchende Arbeit mit den kreisangehörigen Gemeinden (z.B. Hohenlohekreis)
  • vereinzelt verfügen die Regionalmanager*innen über ein Budget zur Vergabe von Zuschüssen zu Kulturprojekten (z.B. Landkreis Reutlingen)
  • Vertretung des Landkreises bzw. des Kulturbereichs im Landkreis, in politischen Gremien (z.B. Ausschüssen), in Gremien von Kulturveranstaltern von Festivals, Kulturreihen etc. von touristischen Organisationen oder der Regionalentwicklung (LEADER)

 

7. Personelle und finanzielle Ausstattung

In vier Kreisen gibt es jeweils eine Ansprechperson, in der Regel in Vollzeit, in der KulturRegion Karlsruhe und dem Landkreis Waldshut jeweils zwei. Alle acht Regionalmanager*innen Kultur in Baden-Württemberg werden nach der Initiierungsphase, die finanziell vom Kunstministerium unterstützt wurde, von den Landkreisen ohne Landesförderung weiterbeschäftigt.

Die Regionalmanager*innen verfügen über Sach- und Projektmittel in unterschiedlicher Höhe.

 

8. Finanzierung der »Regionalmanager*innen Kultur«

Alle teilnehmenden Regionen erhalten zwischen 2021 und 2023 aus dem Landeshaushalt eine Förderung zur Kofinanzierung einer Vollzeitstelle »Regionalmanager*in Kultur«. Insgesamt hat das Kunstministerium in den drei Jahren 360.000 Euro für die sechs Regionen bereitgestellt. Die Förderung ist degressiv angesetzt, sodass die Landkreise bzw. die Region 2021 30.000 Euro, 2022 20.000 Euro und 2023 nur noch 10.000 Euro zu diesem Zweck erhalten. Die weiteren Mittel werden von den Landkreisen bzw. der Region aufgebracht. Ab 2024 übernehmen die sechs Landkreise/Regionen die Finanzierung der Regionalmanager*innen vollständig.

Es ist seitens des Kunstministerium geplant, zwei weiteren Landkreisen die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung für die Initiierung einer Regionalmanager*innen Kultur-Stelle zu eröffnen (Stand 2023).

Quellen

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2020–2023): »Stadt- und Gemeindetypen in Deutschland«, https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp.html (letzter Zugriff: 24.11.2023)

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (o.J.): Regionalmanager*in Kultur, https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/kunst-kultur/kulturfoerderung/regionalmanagerin-kultur (letzter Zugriff: 05.07.2023)

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (2021): Pilotprojekt Regionalmanager Kultur geht in sechs Regionen in die Umsetzung, 29.03.2021, https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/pilotprojekt-regionalmanager-kultur-geht-in-sechs-regionen-in-die-umsetzung (letzter Zugriff: 05.07.2023)

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (Hrsg.) (2021): Kulturarbeit in ländlichen Räumen. Handreichung zu einem neuen Aufgabenprofil. Regionalmanager*in Kultur, https://mwk.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mwk/intern/bilder/4_Kunst_Kultur/Handreichung_Pilotprojekt_Regionalmanagerin_und_-manager_Kultur.pdf

Thünen-Institut Forschungsbereich ländliche Räume (Hrsg.) (2023): »Thünen-Landatlas, Ausgabe 24/11/2023«, Braunschweig, www.landatlas.de (letzter Zugriff: 24.11.2023)

 

Befragung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg 2023 durch das IfK

Internetseiten der »Regionalmanager*innen Kultur« bei den jeweiligen Trägern